Gutmensch, linksgrün versifft, Hippies, Greta-Anhänger. Das sind die Bezeichnungen für Menschen, denen das globale Wohl nicht egal ist. Für diejenigen, die sich gerne auch aktiv für ihre Ideale einsetzen, indem sie auf die Straße gehen, sich an Bäumen festketten, statt zur Schule zu gehen demonstrieren, sich pflanzenbasiert ernähren und auf Plastik verzichten. Und doch sind es Schimpfworte. Gleichzeitig kristallisiert sich etwas heraus, das sich seit Jahren entwickelt: Vegan, Dreadlocks, Hippie, Zero Waste, das sind Trends. Aber ist das schlecht?
Maybe the hippies were right…
Seit vielen Tagen brennt nun der Amazonas. Der Lebensraum vieler indigenen Völker wird zerstört, unzählige Tiere sind vom Aussterben bedroht. Und der Amazonas ist nur ein Teil des großen Ausmaßes menschlicher Gier. Ich erspare uns die Aufzählung von Plastikmüll in den Meeren und Kriege, moderne Sklaverei für unsere Tomaten aus Spanien, hungernde Menschen in Jemen und all die anderen Notstände, die momentan auf der Erde herrschen. Es geht mir um einen anderen Fokus:
es hat sich ein Trend entwickelt, der aus sogenannten „Weltverbesserern“ besteht. Solche, die den Studien glauben, dass die vegane Ernährung einen direkten positiven Einfluss auf das Weltklima hat und dass es super simpel ist, im Alltag auf Plastik zu verzichten. Die ihr Bestes geben, lokal einzukaufen und dafür dann eben auf manche Dinge verzichten. In Berlin Kreuzberg sind es die „Hipster“, die immer ein wenig belächelt werden, in Neukölln vermutlicher eher die „linksgrün versifften“. Hier, im kleinen Unna, sind es die „Hippies“. Es gibt viele Namen. Und sie werden momentan abfällig benutzt. Denn angeblich sei alles nur ein Trend.
Ein Trend wie Arschgeweihe, Caught in the Act, Tattoos oder die jährliche Frühjahrskollektion, die eigentlich immer wieder kehrt.
Aber was, wenn die Hippies recht hatten? Und Liebe, Achtsamkeit, Freiheit und das Vermeiden von Plastik wirklich zur Rettung der Welt beitragen? Was, wenn der Trend etwas positives bringt?
Trend: Weltrettung!
Vielleicht bin ich naiv oder zu sehr in dieser „Szene“, die grad darüber weint, wenn ganze Wälder einfach verschwinden und über den Raubbau an der Erde verzweifeln. Aber gibt es einen besseren Trend als die Weltrettung? Man möge mir erklären, was daran schlimm ist, wenn Menschen, so, wie sie es immer tun, zunächst bei ihrem äußeren anfangen, um sich mit einer Bewegung zu identifizieren und sich beispielsweise Dreadlocks machen. Aber nicht nur aus den äußeren Reihen gibt es dafür die Strafe der Lächerlichkeit und sogar Verachtung. Da kommen dann die alteingesessenen Dreadheads, die vor 30 Jahren mit Bier und Zitronensaft ihre Dreads geformt haben und schimpfen auf diese „Hipster“. Why the f*ck?! Dir nimmt niemand etwas weg. Du darfst weiterhin der krasseste Hippie sein. Lass es bitte gerne ein Trend werden, wenn Locs mit Umweltschutz, pro Frieden und soziale Gerechtigkeit verbunden werden.
Und, oh mein Gott, man stelle sich das vor: man hat einfach auf Fleisch verzichtet oder es zumindest reduziert, um nicht genau die Wirtschaft anzukurbeln, die vorsätzlich Teile des Amazonas in Brand steckt, um Soja für die Tiere, die hier zu Schnitzeln verarbeitet werden anzubauen. Und dann stellt sich raus: die Welt geht ja noch gar nicht unter?! Es gibt wirklich schlimmeres.
Hört auf, euch zu spalten
Ich weiß, besonders in der Szene rund um den Umweltschutz, Tierschutz, Feminismus und die Menschenrechte gibt es viele Uneinigkeiten. Dort, wo Ideale aufeinandertreffen und sich die Menschen entsprechend viel mit allen möglichen Theorien auseinandergesetzt haben, gibt es auch viele individuelle Weltanschauungen. Aber könnten wir bitte aufhören, uns gegenseitig auszugrenzen? Ich denke, wir kommen auf den gemeinsamen Konsens, dass es 5 nach 12 ist und wir uns endlich mal zusammenreißen müssen, dass wir pro Lebewesen und contra Ausbeutung sind. Es ist unheimlich schwer, eine große Masse an Menschen dazu zu bewegen, gemeinsam für etwas zu kämpfen und dabei die eigenen Werte etwas zurück zu stecken. Diskutiert weiter, setzt euch auseinander, aber dann tut gemeinsam etwas, anstatt euch weiter zu spalten. Raubt euch nicht gegenseitig die Energie, sondern setzt sie dort ein, wo wirklich etwas getan werden muss.
Und was nun?
Nach der Wut und der Verzweiflung kommt der Aktivismus. Bei mir jedenfalls. Es hat wenig Sinn, sich nur über etwas zu beschweren, anstatt rein praktisch etwas zu tun. Und besonders, wenn es so furchtbar simpel ist.
Du möchtest jetzt aktiv werden? Hier sind einige Punkte (und unsere passenden Blogartikel), mit denen du ab jetzt dazu beitragen kannst, das Leid zu vermindern:
- Reduziere deinen Konsum von tierischen Produkten (beschäftige dich generell etwas mit dem Thema)
- Reduziere deinen Plastik- und Papierverbrauch oder steige auf Alternativen aus Gras um
- Kaufe bei entsprechenden Produzenten ein, die sich aktiv für den Erhalt der Umwelt einsetzen - Julia erzählt von ihrem Leben auf einem Demeterhof
- Sei trendy, lebe minimalistisch - Minimalismus der Vorsatz 2019
- Mit einem Augenzwinkern: mach dir Dreadlocks. Warum? Tragt mehr Dreads - ein Plädoyer für mehr Nachhaltigkeit