Kaum wurde sie ins Amt gewählt, werden die Klischees ausgeschlachtet. Amanda Lind ist die neue Ministerin für Demokratie und Kultur in Schweden (wir werden an anderer Stelle über sie berichten), trägt Dreadlocks und (so die Presse) „umarmt gern Bäume“. Wow. Das ist eine Info, die unfassbar viel über Frau Linds Wesen aussagt – aber viel mehr noch über die abschätzige Haltung gegenüber gewisser Klischees. Warum ich persönlich lieber Bäume umarme, als dass ich sie fälle und warum ich gern als „Hippie“ betitelt werde, darum soll es im heutigen Artikel gehen.

Der Welterschöpfungstag – Leben auf Pump

Die Tatsache, dass sich unser Klima stark ändert und wir jedes Jahr früher den sogenannten Welterschöpfungstag erreichen, lässt sich nur durch Ignoranz wegreden. Umweltschützer und Wissenschaftler versuchen seit Jahren, auf die brisanten Folgen des dekadenten Lebensstils der Menschheit hinzuweisen und untermauern die Meinung, dass wir alle sorgfältiger mit den Ressourcen umgehen müssen, mit knallharten Fakten.

Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir im Auto sitzen und plötzlich leuchtet die Tankanzeige auf. Je nach Fahrzeugmodell können wir dann noch 25, 50 oder sogar 100 Kilometer fahren, bis auch unsere Reserven verbraucht sind. 

Der Welterschöpfungstag ist die Tankanzeige der Erde, nur leider haben wir keinen Reservetank. Unsere Ressourcen, aus denen wir Nahrung, Energie und weitere Rohstoffe gewinnen, sind immer schneller erschöpft und der CO2-Ausstoß belastet die Umwelt zusätzlich. Es ist dabei faszinierend zu sehen, dass die Wirtschaft niemals mehr Geld ausgeben würde, als sie einnimmt, aber bei den natürlichen Ressourcen genau gegenteilig handelt. Das „Leben auf Pump“ bedeutet, dass der Verbrauch so hoch ist, dass die nachfolgenden Generationen unter unserem Lebensstil zu leiden haben. Während die Gletscher schmelzen und großflächige Waldbrände zunehmen, ketten sich also die einen Menschen an Bäume, sammeln Müll an Stränden auf, leben aus ökologischen Gründen vegan, verzichten auf Plastik oder minimieren ihren ökologischen Fußabdruck auf andere Weise, während sich die anderen darüber lustig machen.

Das Klischees der Hippies

Als Dreadhead gerät man schnell in die Schublade der Hippies. So wie Amanda Lind. Ganz abgesehen davon, dass sich mir die Zehennägel nach oben kräuseln, dass in einer Schweizer Onlinezeitung stand „Amanda Lind trägt Rastas“, scheint es ein Skandal zu sein, für Bäume zu sein. Für die Umwelt. Das wird automatisch mit einem verschwurbelten Weltbild gleichgesetzt, mit einer gewissen Art von Faulheit oder gar Schmarotzer-Leben und im schlimmsten Falle mit fehlender Körperhygiene. Dass Amanda Linds Partei, Miljöpartiet de gröna, also die grüne Partei, eine der ersten Parteien Schwedens war, die auf den Klimawandel aufmerksam gemacht haben, ist keine nennenswerte Information.

Die Grundprinzipien der Partei klingen zwar tatsächlich wie die Charta eines Hippie-Verbandes, aber wäre eine solche Welt tatsächlich so schlimm? Basierend auf:

Solidarität mit Tieren, der Natur und dem Ökosystem, Solidarität mit den kommenden Generationen und Solidarität mit allen Menschen der Erde.

Da es hier aber nicht um Politik, sondern um Dreadlifestyle gehen soll, zurück zu der Nachhaltigkeit.

Nachhaltig leben leicht gemacht

Neben diesem ganzen Klischee-Tanz (und ich lasse jetzt mal die feministischen Themen raus, es sei nur kurz angemerkt: Amanda Lind ist promovierte Psychologin und bis zu dem Amt der Ministerin war sie Sekretärin ihrer Partei und was wird berichtet? Die Frau umarmt gern Bäume. Vielen Dank auch.) sollten wir wieder zurückkommen auf das ursprüngliche Thema. Die Nachhaltigkeit.

Und hier kann man sich nun freuen, dass es Menschen gibt, die sich für uns und unsere Umwelt in Gefahr bringen, die sogenannten „Aktivisten“, diese dreadlockstragenden Hippies, damit wir das nicht tun müssen. Aber jeder einzelne von uns kann im Alltag an vielen Stellschrauben drehen, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern. 

10 Tipps, um AlltagsheldIn zu werden

    • Tragt mehr Dreads. Sie müssen seltener gewaschen werden und brauchen weniger Pflegeprodukte, als „normale“ Haare.

    • Schmeißt weniger Lebensmittel weg. Schreibe ich mir selbst auf die Fahne. Diese „Verfallsdaten“ haben sich echt bei mir eingebrannt. Aber ich arbeite dran!

    • Bucht keine Kreuzfahrten. Kreuzfahrtschiffe sind neben dem Punkt Nummer 4, der gleich folgen wird, eine der größten Umweltsünden.

    • Esst weniger Fleisch. Die Massentierhaltung ist auf so vielen Ebenen ein Killer für die Umwelt. Abgesehen von den unfassbar großen Flächen, die für die Tierfuttergewinnung draufgehen, werden Gallonen von Wasser verbraucht. Das Tierleid, das daraus entsteht, mag eine ethische Frage sein, ökologische Fakten hingegen sind keine Meinung. Sondern, wie der Name sagt, Fakten.

    • Verwendet weniger Plastik. Ich lebe selbst in einer sehr kleinen Stadt und hier ist ungefähr jede Weintraube einzeln in Plastik verpackt. Mittlerweile gibt es aber viele Unverpacktläden. Ich halte das für einen sehr unterstützenswerten Trend.

    • Verwendet abbaubare Waschprodukte. Generell kann man sich fragen, ob man T-Shirts nach einmal Tragen schon waschen muss oder ob es vielleicht reicht, sie zu lüften. Aber die Verwendung von abbaubaren Wasch- oder auch Spülmitteln macht einen enormen Unterschied, wenn man sich die gesamte Ökobilanz mal anschaut.

    • Der Evergreen: fahrt mehr Fahrrad.

    • Verwendet Steckdosen, die man abschalten kann. Kein Mensch braucht einen Receiver, der die Nacht über auf StandBy läuft.

    • Richtiges Heizen. Ich war selbst ein totaler Friesepinn – bis ich angefangen hab, morgens kalt zu duschen. Aber darum geht es nicht. Sondern um das Heizverhalten der Deutschen. Viele drehen die Heizung so hoch, dass sie im Bikini durch die Wohnung laufen können. Kann ich verstehen, aber ist das so nötig? Würde nicht eine Grundtemperatur von kuscheligen 20-24 Grad reichen? Warm genug ist es dann allemal und der Energieverbrauch kann drastisch verringert werden.

    • Umarmt mehr Bäume, anstatt sie zu fällen.

    Also immer, wenn du jetzt denkst „Woah, dieser Kackbaum, ich hasse den so, ich schwör, ich will lieber Braunkohle haben!“, umarme ihn, anstatt ganze Flächen Wald zu roden. Da haben nicht nur unsere nachkommenden Generationen was von, sondern auch du und ich. Denn, das mag nun ein stark gehütetes Geheimnis sein, das ich da lüfte, aber durch die wundersame Photosynthese wird Sauerstoff freigesetzt, den wir zum Leben brauchen.

    Kurz: sei wie Amanda. Umarme gern Bäume.

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