Episode 5: London
Eine neue Reise mit Dreads, eine neue Herausforderung: London. Diese Stadt wirkt auf mich immer ein bisschen wie ein Touristen-Business-Disneyland. Zumindest das Zentrum rund um den Covent Garden bis hin zum Szeneviertel Soho. Um ehrlich zu sein, habe ich mir vorher nicht allzu viele Gedanken gemacht, wie es mit Locs in London wohl so aussehen würde. Diese Metropole beheimatet schließlich so viele Kulturen und Subkulturen, was sollte da schon passieren? Was mir auf der Reise gefehlt hat, warum ich das Shakespeare's Globe Theatre liebe und was du bei Flugreisen mit Dreads beachten solltest, erfährst du in diesem Artikel.
Von Dreadlocks und Häkelnadeln im Flugzeug
Wie du aus meinen früheren Artikeln über Dreads auf Reisen weißt, bin ich ein kleiner Planungs-Nerd. Welche Klamotten (weniger nach Style aber nach Praktikabilität) ich einpacken muss, welche Steckeradapter nicht fehlen dürfen und was ich vorher noch alles erledigen sollte, weiß ich meistens schon eine oder zwei Wochen vorher. Und trotzdem: kaum bin ich da, fällt mir auf, dass ich die Hälfte vergessen habe. Zum Beispiel meine Reisehäkelnadel. Wozu braucht man die? Man könnte ja vorher die Haare häkeln. Wenn man das aber entweder nicht getan hat oder aber, wie ich, zum Explodieren auf dem Kopf neigt, sobald ein Mü Wind aufkommt und dann aber trotzdem geordnet abends ins Theater gehen möchte, ist sowas schon praktisch. Dabei geht es weniger um die Grundpflege, sondern mehr um Fusselhaare, die hart störrisch sind und die man nochmal eben weghäkeln möchte. Nummer zwei: ein Handtuchturban. Bei kurzen Reisen wasche ich mir vorher die Dreadlocks und nicht währenddessen. Denn in Apartments oder Hotels gibt es selten zwei große Handtücher, die die Flüssigkeit aus meinen Dreads aufsaugen könnten. Dann steht man da aber unter der Dusche und stellt fest, dass sich der Duschkopf nicht bewegen lässt. Ganz oder gar nicht oder aber abgefahrene Verrenkungen unter der Dusche. Letzteres war meine Alternative. Denn hätte ich den Handtuchturban mitgehabt, wäre es nicht so wild gewesen, wenn meine Dreads nass werden. So aber hatte ich keine Lust auf lang trocknende Dreads auf Reisen.
Die ganze Welt ist eine Bühne, auch für Dreads
Lange Zeit waren Dreadlocks mit dem Vorurteil behaftet, dass sie irgendwie schmuddelig seien. Mittlerweile sind sie aber in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens angekommen und konnten dieses Vorurteil abschütteln. Spätestens seit bekannt ist, dass fettige Haare nicht filzen und somit ein regelmäßiges Waschen von Dreads auf dem Programm steht, erfreuen sich Dreadlocks einer immer größer werdenden Akzeptanz. Das Shakespeare´s Globe Theatre hat mich diesen Urlaub wieder einmal überrascht. Nicht nur durch die laufenden Inszenierungen, sondern auch durch Dreadlocks auf der Bühne. Bisher kannte ich nur eine Darstellerin, die auf einer Theaterbühne stand und Dreadlocks trug und das war…ich. In Filmen kommen Dreadlocks immer wieder vor. Meistens allerdings, um einen gewissen Typ Mensch darzustellen und der hat leider meistens irgendwas mit illegalen Dingen zu tun. Hier aber waren Dreads die Frisur, die eine Darstellerin eben trug, privat, wie andere Menschen einen Kurzhaarschnitt tragen. Das fand ich schon ziemlich gut. So findet man Dreads auf Reisen in unterschiedlichen und vor allem auch überraschenden Zusammenhängen und Spektren wieder.
Fliegen mit Dreadlocks
Um ehrlich zu sein, habe ich mir so gar keine Gedanken darum gemacht, ob meine Locs beim fliegen mit dem Flugzeug irgendwie irgendeiner besonderen Beachtung bedürfen. Also einfach einen Dread-Bun geschnürt und ab ging die Lutzi. Oder eben auch nicht. Naiv wie ich war, leerte ich meine Taschen vor der Kontrolle und klopfte mich nochmal selbst ab, um diesen peinlichen Moment des Piepens durch den Detektor zu vermeiden. Mutigen Schrittes ging ich voran und ein Signal sagte mir, dass die Kontrolle vielleicht doch etwas länger dauern könnte. Schuhe aus, Arme hoch, nochmal in den Scanner, nochmal per Hand und per manuellem Detektor gecheckt. Und schließlich „Can you open your hair please?“. Öh. Für das geschulte Auge war das natürlich eine Möglichkeit, ein metallisches was auch immer mitzunehmen. Mittlerweile hatte ich schon Schweißränder unter den Achseln bis zum Po, also öffnete ich den Dread-Bun. Und finaly hatte man zwar nicht gefunden, wonach gesucht wurde, denn Dreadperlen schlagen nicht an, aber die Security schien zufrieden und ich durfte meine Schuhe suchen gehen.
Was du mit Dreads, insbesondere Häkelnadeln und Flugsicherheitskontrollen also beachten solltest:
- Versichere dich, dass du kein Metall in den Dreads trägst oder aber weise die Sicherheitsbeamten vorher darauf hin (sie müssen natürlich trotzdem nachsehen)
- Häkelnadeln im Handgepäck sind so eine Sache. Wenn es geht, bring sie besser im Reisegepäck unter. Im Handgepäck sind sie bspw bei der Lufthansa komplett verboten, sofern sie aus Metall sind. Andere Airlines können anders entscheiden, da theoretisch laut EU Recht Messerklingen unter 6 cm lang sein müssen. Von Häkelnadeln im Handgepäck ist allerdings keine konkrete Rede, so dass die Sicherheitsbeamten auch selbst entscheiden können, eine Häkelnadel als gefährlich einzustufen. Nimm also nicht unbedingt deine Lieblingshäkelnadel mit ins Handgepäck.
- Mach dir vielleicht nicht unbedingt die aufwändigste Hochsteckfrisur ever. Es kann sein, dass du sie lösen musst.