Durch eine Dreadstylistin von uns wurde ich auf ihn aufmerksam. Sascha dann aber tatsächlich zu erreichen, war eine andere Sache. Denn der selbstständige Fotograf verzichtet weitestgehend auf Soziale Medien, hat zuhause keinen PC und lässt das Handy gerne mal aus. Und trotzdem schafft er es, seine eigene Challenge Pic per Day bei Facebook erfolgreich durchzuziehen – und schließlich mich zu erreichen. Warum Sascha, der Fotograf mit Dreads, die Challenge macht, was ihn dazu bewegt, Baumstämme durch die Gegend zu schmeißen und wieso du seiner Seite folgen solltest, erfährst du hier.
Sascha Storz – der Highlander aus dem Harz
Sascha ruft mich abends an, ich bin etwas überrascht, weil der Anruf unerwartet kam. Aber nach wenigen Augenblicken ist es, als säßen wir zusammen vor dem Kamin und würden uns schon länger kennen. Vielleicht liegt es an seinem Beruf, denn als Fotograf möchte er Menschen aus einer besonderen Perspektive wahrnehmen und schafft dafür einen Raum, in dem man sich wohl fühlen soll.
„Das war eigentlich schon immer so. Kontakt mit anderen aufzunehmen ist mir noch nie schwer gefallen.“
sagt Sascha über sich. Und ich glaube ihm.
Vor einigen Jahren hatte er einen schweren Autounfall, der sein Leben und seinen Körper buchstäblich auf den Kopf stellte. Der vorher durchtrainierte Sascha musste mit Rückschlägen und körperlichen Einschränkungen fertig werden.
„Natürlich hatte ich auch Tage, an denen ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Vor allem mich. Aber man muss halt immer wieder aufstehen. Weitermachen.“
Und genau das strahlt Sascha mit jedem seiner Sätze aus. Er ist niemand, der sich hinsetzt und an Aufgaben verzweifelt. Stattdessen packt er es an. Und wächst mit dem Gewicht seiner Aufgaben wie ein Highland-Gamer an seinen Baumstämmen. Denn genau das macht er nun. Um sein Übergewicht in den Griff zu kriegen, musste er eine Sportart finden, die er trotz der Spätfolgen des Unfalles machen konnte und kam über einen Schulfreund an die Highland-Games. Im schottischen Quilt stemmt und wirft er Baumstämme und Speere. Es mag sich vielleicht zunächst etwas banal anhören, aber allein durch das Gespräch bekomme ich irgendwie Lust, mir die Hundedecke um die Hüfte zu schnüren und meine Blumenkästen zu werfen.
„Ja, das hat auch viel mit Kraft zu tun, aber es geht auch um Technik und Geschick.“
Man kann sich Sascha mit seinen Locs sehr gut als Highlander vorstellen. Als standhafter Kämpfer, der aber noch viel mehr ist.
Pic per Day Challenge
Mit dem Entschluss, Gewicht zu verlieren und wieder fitter zu werden, kam auch die Idee der Pic per Day Challenge. Dabei geht es weniger um die Selbstdarstellung. Sascha motiviert sich und andere, kreativ zu werden, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dadurch, dass er weder einen Fernseher noch Computer zuhause stehen hat und seine Navi-Funktion nicht benutzt, sondern nach seinem eigenen Orientierungssinn fährt, erlebt er die Welt und auch seinen eigenen Prozess bewusster.
„Man unterhält sich einfach mehr, ich merke mir mehr, weil ich nicht ständig abgelenkt bin und habe meine Straßenkarte im Kopf – oder entdecke eben tolle neue Orte.“
Und so entdeckt er auch das Fotografieren jeden Tag wieder neu, obwohl er schon lange im Business ist. Sein eigenes Studio war aber gleichzeitig auch lange ein Hindernis, voll und ganz er selbst zu sein.
Seine Dreadlocks trägt Sascha erst seit etwa 1 1/2 Jahren. Obwohl er schon lange den Wunsch hatte, sich Dreadlocks zu machen. Aber in einer Gegend, die eher konservativ veranlagt ist, war das Hemmnis einfach zu groß. Was würde es für Auswirkungen auf das Geschäft haben? Diese Frage müssen sich alle Selbstständigen stellen, wenn sie etwas gravierendes am eigenen Aussehen verändern. Denn obwohl Dreadlocks mittlerweile im alltäglichen Leben sichtbar geworden sind, können sie doch die eigene Zielgruppe definieren.
Und doch:
„Wenn man einen Gedanken immer wieder hat, sollte man es tun.“
ist Saschas Erklärung, warum er schließlich bei Julienne in Magdeburg seine Dreads hat erstellen lassen und es nicht bereut hat. Denn wenn er Einbußungen gemacht hat, waren sie nicht spürbar. Vielmehr fühlt er sich jetzt noch mehr angekommen und selbstbewusster, seinen eigenen Weg zu gehen.
Der Fotograf mit Dreadlocks
Und wer ist er denn jetzt? Dieser er mit seinem eigenen Weg?
Neben der Fotografie und den Highland-Games ist ein besonderes Hobby sehr bezeichnend für Sascha: er hat sich einen Metalldetektor gekauft und geht damit wandern. Das besondere dabei ist, dass es nicht nur faszinierend ist, was man dabei so finden kann, sondern auch das Bewusstsein, was das für die Umwelt bedeutet. Auf manchen Strecken ist etwa 1-2 cm unter der Oberfläche alles zugemüllt, erzählt mir Sascha. Wie so oft ist die Oberfläche „sauber“, aber darunter brodelt und bröckelt es. Ein Thema, mit dem er sich ganz besonders auseinander setzt. Denn wenn man mit ihm so ins Plaudern gerät, kommt man von einem Thema zum anderen, Spiritualität, Ernährung, Umwelt, Politik, Nachbarschaft und das Miteinander. Es gehört irgendwie alles zusammen und auch alles zu ihm.
Auch wenn er durch seine Linse nur einen Ausschnitt eines Augenblickes festhält, erzählt er Geschichten, die das Ganze betrachten. Die Erde, Nachhaltigkeit und unser aller Rolle darin.
Deswegen ist es spannend, Saschas Reise zu begleiten und sich vielleicht auch dabei zu fragen: auf welcher Reise befinde ich mich momentan?
Hier gehts zu Saschas Website.