Dreads und Vorurteile
Nun, da wäre natürlich zunächst das große Thema Vorurteile. Obwohl Dreadlocks immer mehr in dem öffentlichen Bild ankommen und keine Frisur von Minderheiten mehr darstellt, werden sie mit vielen Vorurteilen in Verbindung gebracht. Der Klassiker ist natürlich: Dreadhead=KifferIn. Bei verschiedenen Untersuchungen wurde ich daher gefragt, ob ich rauche. Ich verneinte. Ich wurde erneut gefragt: „Rauchen Sie…?“, und erneut, diesmal etwas irritiert, sagte ich nein. Bis die Arzthelferin deutlich wurde: „Ich meinte, ob Sie Canabis rauchen.“. Ich schaute sie an, sie schaute mich an. „Nein.“, antwortete ich wahrheitsgemäß und wurde dennoch skeptisch angeschaut. Es handelte sich dabei um einen Test, der mein Lungenvolumen messen sollte.
Solche Begegnungen kommen immer mal wieder vor. Prinzipiell interessieren sie mich nicht sonderlich, da ich viel zu sehr mit meinem Thema, wegen dem ich ja bei die Ärztin/den Arzt aufsuche, beschäftigt bin. Allerdings gibt es da ein anderes Vorurteil, das mich dann doch fuchsig werden lässt: Dreadheads=ungewaschen. Das kann nun bei einer manuellen Therapie sein oder direkt bei einer/einem Ärztin/Arzt. Manchmal kommt Mensch nicht umher, die Patientin anfassen zu müssen. Es gibt dann zwei verschiedene Arten darum zu bitten, die Dreadlocks aus dem Weg zu bringen. Die erste ist eine unbeholfene. „Entschuldigen Sie, können sie wohl…hehe…ehm…die Dreads…also…puh..ich weiß jetzt nicht wie ich…eh….“, heißt es dann meisten und ich bringe die Filzies in Sicherheit. Und dann gibt es die Variante: „Ehm…können Sie…*räusper*…die weg machen?“. Das ist dann doch eher unangenehm.
Kommen wir zu dem dritten Vorurteil, das meist aber die Kombination von weiterem Körperschmuck wie Piercings und oder Tattoos voraussetzt: Dreadheads=schmerzfrei. Das passiert gern mal beim Blutabnehmen. „Die kleine Nadel tut Ihnen jetzt weh?!“, oder ähnliche Kommentare. Nicht nett! Aber mittlerweile kann ich ganz selbstbewusst sagen: „Ja. Tut sie.“
Es gibt aber natürlich auch die schönen Seiten an Dreadlocks bei solchen Besuchen! Oft komme ich ins Gespräch im Wartezimmer oder auch mit der Behandelnden/dem Behandelnden, die daran interessiert sind, wie man nun Dreadlocks am besten pflegt, wäscht oder aber ältere Damen, die mit einem Schmunzeln versichern: „Ich wollte das auch immer! Toll, dass Sie das machen!“. Mir persönlich heitert das den Tag absolut auf!
Vorsicht bei Dreadschmuck
Es gibt Diagnoseverfahren, die vielleicht nicht unbedingt durch Dreadlocks erschwert werden , sondern durch Dreadschmuck. Eine Röntgen- oder MRT-Aufnahme wird durch Metall verfälscht. Bei der Magnetresonanztomographie kann es durch Metall sogar gefährlich werden: je nach Art des Metalls kann sich dieser erhitzen oder bewegen. Es macht Sinn, bereits zuhause die Locs gründlich zu untersuchen. Manchmal hat man dort Dinge eingehäkelt, die seit Jahren unbemerkt geblieben sind und die man total vergessen hat!
Dreadfrisuren beim Doc
Jepp. Es gibt Frisuren, die eigenen sich einfach nicht! Meine Standardfriese ist der Knödel. Der ist aber ziemlich unbequem, wenn es auf den Zahnarztstuhl geht (da ist eigentlich alles unbequem, wie ich finde…). Trage ich die Dreads aber offen, sind sie lustige Fänger von allem möglichen Gedöns, das bei so einer Zahnreinigung durch die Gegend spritzt. Tatsächlich schnüre ich sie mittlerweile zu einer Palme – die ich dann aber schnellst möglich wieder entferne!
Wenn es um Ausrichtung des Körpers geht, empfiehlt sich der offene Look. Bei einem Knödel oder einer anderen Hochsteckfrisur wird der Kopf seitlich belastet, so dass man ihn eventuell etwas schräg hält.
Verblüffend, worüber man sich so Gedanken machen kann, oder?! Auf dass wir alle gesund bleiben und werden :)